Ich stehe mir selbst im Weg

Mein Kopf ist dumpf, meine Augen sind müde. Das obwohl ich 7 Stunden geschlafen habe, schon eine große Tasse Kaffee getrunken habe und die Sonne scheint.

Der Weg ins Büro war schnell und niemand hat mir am Wochenende dumme Emails geschrieben und trotzdem – ich bin leer.

Gestern war ich eingeladen bei einem Freund zum Abendessen. Eine reine Burschen-Runde. Steaks, Wein und interessantes Geplauder.

Der Eine fliegt nach Japan zum Skifahren, der andere hat einen neuen, tollen Job, der ihn erfüllt, ein Weiterer ist ein erfolgreicher Winzer in der Region und ich.

Ich freue mich für jeden einzelnen. Ehrlich.

Wie ich heute durch die leeren Straßen ins Büro fahre (heute ist Montag und Feiertag, das heißt normale Menschen arbeiten nicht), denke ich über mich und über meine Freunde nach.

Wir sind alle gleich alt. Um die dreizig, gesund, weiß, gut ausgebildet. Alle haben die gleichen Vorraussetzungen und trotzdem sind wir nicht gleich.

Ich passe nicht mehr dazu. Ich habe an Boden verloren, ich hinke nach.

Warum ist das so?

Ich habe aufgehört zu arbeiten. Ich stehe mir selbst im Weg. Es ist als stünde ich auf der Straße im Regen und gehe an einer Reihe an Geschäften vorbei. In jedem Geschäft gibt es eine schöne Auslage.

In der Auslage wird ein mögliches Leben gezeigt. Es ist nicht abstrakt, sondern sehr scharf mit vielen Details und wenn ich nähertrete und meinen Kopf an die Scheibe drücke um noch mehr zu sehen, erkenne ich, dass es keine Glasschscheibe gibt.

Nichts trennt mich von dem was vor mir liegt. Kein Hindernis, keine Scheibe, keine Hürde. Nichts.

Was hält mich ab nur diesen kleinen Schritt zu machen? Faulheit und abhanden gekommenes Selbstvertrauen.

Ich war immer der, der das Minimum gemacht hat, um das Maximum rauszuholen. Nie mehr, eher weniger.

Gleichzeitig war ich unglaublich von mir überzeugt. Ich bin so toll und so schön und tralala. Mit Beginn meiner Selbstständigkeit ist dieses Selbstbild komplett vernichtet worden.

Ich musste feststellen, dass meine Arbeitseinstellung zu wenig ist und dass ich nicht perfekt bin.

Und anstatt mich zu verbessern, blocke ich mich intern ab. Ich sehe was ich eigentlich tun sollte, schaffe es aber nicht einfach diesen ersten Schritt zu tun.

Ich sollte einfach diesen ersten Schritt machen. Dann den nächsten, dann den nächsten.

Theorie und die Realität…

 

 

 

Der Grund warum Menschen bei der Wien Wahl 2015 lieber FPÖ wählen als NEOS

Die Wien-Wahl steht kommenden Sonntag am 11. Oktober an. 1.327.282 könnten theoretisch ihre Stimme abgeben. Wahrscheinlich werden es eher 792.000 also nur 60 %.

Die Wien-Wahl 2015 als Richtungszeiger für die Zukunft

Egal wie die Wahl im Detail ausgehen wird. Die FPÖ wird auf jeden Fall ein Rekordergebnis einfahren.

Die NEOS werden deutlich unter 10% bleiben.

Die Roten werden etwas verlieren.

Die Grünen gleich bleiben und die Schwarzen verlieren.

Die FPÖ hat offenbar die Chance tatsächlich zu gewinnen. Sollte dies passieren, dann wäre dies das Ende von Häupl und der Beginn von Bürgermeister HC Strache.

Gleichzeitig wäre es wohl auch das Ende von Faymann. Der Grund dafür ist, dass er wehemend gegen eine Kooperation mit der FPÖ ist. Die nächste Nationalratswahl kommt bestimmt und aus heutiger Sicht wird die SPÖ schwächer als stäker in die nächste Wahl gehen.

Die SPÖ wird aber sicherlich nicht riskieren erneut aus der Regierung zu fliegen und gibt deshalb lieber Parteiobmann und das Mantra der Ausgrenzung der FPÖ auf.

Die Frage ist, ob sich die ÖVP die Entwicklung in Ruhe ansehen wird, oder ob Sie „all-in“ gehen und die gesamte große Koallition aufkündigen und ebenso ihr Glück mit einem möglichen neuen großen Koallitionspartner namens FPÖ sucht.

Soweit so gut. Nichts Neues.

Was ist mit den NEOS?

Sie werden sicher in den Gemeinderat einziehen. Ob Sie die 10% Hürde nehmen können, ist sehr fraglich und das ist schade. Beate Meinl-Reisinger scheint fähig und mit unter 10% der Stimmen, wird sie in Wahrheit nicht viel ausrichten können.

Die letzten Wahlergebnisse in Österreich

Alle letzten Wahlen haben das gleiche Ergebnis gebracht. Die bestehenden Großparteien verlieren und FPÖ gewinnt. Ebenso mit demselben Ergebnis. Die angeschlagene Großpartei lässt sich mit dem bisherigen „Teufel“ ein, um an der Macht zu bleiben.

In Oberösterreich ist es noch nicht entschieden, aber Burgenland konnte nicht mehr anders und in der Steiermark wurde es in letzter Sekunde verhindert.

Die FPÖ wird immer seltener und nur noch mit immer größerer Anstrengung verhindert.

Was ist mit NEOS? Sie haben es nirgens in der Landtag geschafft. Ein Drama.

Stimmige Konzepte, wenig Resonanz

Die NEOS sind in Österreich etwas besonders. Nicht weil Sie „neu“ sind oder das „erfolgreichste Politik-Start Up“ seit 1945. Nein. NEOS sind besonders, weil ihr Parteiprogramm aus einem Ideal abgeleitet ist.

Da sind Menschen zusammengesessen und haben sich überlegt wie „es“ ausschauen soll, ohne Rücksicht darauf zu nehmen wie es heute ist.

Und das ist bemerkenswert.

Bei der Bestimmung des Ideals geht es ausschließlich darum ein Problem zu lösen. Das Problem soll nicht eingegrenzt werden, beschönigt, verschoben, sondern gelöst werden.

NEOS fürchtet sich auch nicht Systeme, die seit jeher bestehen, aufzugreifen, anzupassen oder einfach fallen zu lassen, wenn es dem Erreichen des Ideals dienlich ist.

Und das ist beachtlich. Beachtlich deshalb, weil sich das keine andere Partei in Österreich traut.

Allein diese Tatsache macht NEOS für mich interessant. NEOS scheint die einzige Partei zu sein, die bereit ist kurzfristigen Schaden in Kauf zu nehmen, um langfristig dem Ideal näher zu kommen. Schritt für Schritt, Gesetz für Gesetz.

Und das lässt mich glauben, dass sie einen Plan haben. Keinen Plan die nächste Wahl zu gewinnen, sondern ein Plan für Österreich.

Norwegen ist enorm reich aufgrund der Erdölvorkommnisse. Was machen die Skandinavier mit all dem Geld? Sie investieren es in „grüne Technologien“, subventionieren massiv e-Autos.

Sie könnten es genauso gut in Steuersenkungen investieren, in größere Firmenautos für die Politiker oder andere unnötige Maßnahmen. Nein, sie haben beschlossen nicht ins Jetzt zu investieren, sondern ins Morgen. Offenbar haben diese Damen und Herren einen Plan.

Welchen Plan hat unsere Regierung?

Ich fürchte sie haben keinen. Deshalb werden auch keine echten Reformen durchgeführt. Wie soll man auch etwas verändern, wenn man nicht weiß wofür?

Genau deshalb wundert es mich, dass NEOS nicht schon deutlich stärker ist, als sie heute sind.

NEOS bieten logische Lösungen für strukturelle Probleme an. Warum kommt es in Österreich so schlecht bis gar nicht an?

Zynimus gegenüber Veränderung

In einem Puls4-Interview wurde die Spitzenkanditatin der NEOS gefragt was sie in Wien verändern würde.

Ihre Antwort war das Problem in Wien ist die Korruption und der Filz. Einer ihrer ersten Schritte wäre es den Gemeinderat zu verkleinern und Parteiunterstützung zu kürzen.

Der Moderator meinte darauf hin zynisch. Aber wie soll das gehen. Die Politiker werden sich doch selbst nicht schaden und sich selbst das Geld kürzen. Wie soll das gehen?

Beate Meinl-Reisinger meinte darauf hin kurz: „Natürlich geht das. Man ändert ein Gesetz.“

Diese Annektode macht das Problem in Österreich sehr deutlich. Der Moderator war nicht absichtlich kritisch gegenüber der Dame von NEOS, sondern er hat aus seiner Erfahrung mit Politik und dem Wissen „wie es in Österreich rennt“ diese ehrliche Frage gestellt.

Diese Geschichte zeigt auch warum SPÖ und ÖVP verlieren und FPÖ gewinnt.

Fehlende Glaube an Veränderung

Die Österreicher glauben nicht mehr an Veränderung. Seit Jahren predigt der Rechnungshof einen wachsenden Katalog an notwendigen Änderungen im System Österreich ein.

Trotzdem – es passiert nichts.

Der Rechnungshof ist kein Haufen Rechnungswesen-Studenten, sondern eine staatliche Einrichtung, deren einzige Aufgabe es ist, die Machenschaften der Behörden und des Staates zu kontrollieren, damit kein Unfug passiert.

Jetzt wird ständig Unfug gefunden und die Regierung und Landtage ändern trotdem nichts.

Was muss sich jeder Österreicher denken? Veränderung ist nicht möglich.

Und darum wählen immer mehr FPÖ. Nicht weil sie zwingend einverstanden sind mit dem Programm der FPÖ, sondern gegen den Stillstand. Oder in anderen Worten:

Die Stärke der FPÖ ist die Schwäche der Regierung.

Das ist auch der Grund, warum die Flüchtlingsproblematik noch mehr Menschen in Richtung FPÖ getrieben hat.

Niemand will Flüchtlinge die Türe vor der Nase zuschlagen. Niemand will, dass Menschen auf der Straße schlafen müssen. Niemand will, dass diese Menschen leiden müssen.

Die Planlosigkeit unserer Regierung lässt die Menschen aber einfach glauben, dass man nicht mit diesen Problemen zu recht kommen kann und deshalb sollten wir sie lieber rausschmeißen. Die FPÖ fordert genau das, also wählen wir FPÖ.

Was muss passieren

Die ÖVP und SPÖ aus heutiger Sicht sind nicht mehr im der Lage ein Ideal für Österreich zu entwickeln.

Das liegt daran, dass diese Vision durch zu viel Einflussnahme von den einzelnen Organisationen so weit verschandelt wird, dass das überbleibende „Idealchen“ nicht mehr Österreich dient.

Die überbleibende Vision dient erst recht wieder nur seinen Organisationen.

Die FPÖ wird nichts ändern können, weil das nicht das Konzept dieser Partei ist. Die Aufgabe der FPÖ ist es zu kritisieren, Protestwähler zu sammeln und so ständig Druck auf die Machthabende-Kraft auszuüben.

Und diese Aufgabe ist wichtig, weil so die Regierung gezwungen bleiben sollte aktiv zu bleiben.

Die Grünen haben einen Drang nach Regulierung. Alles muss genau festgeschrieben sein und das ist gefährlich, wenn man etwas Neues anfängt.

Ein neues System muss aber simple sein und trotzdem funktionieren.

Mit Anpassungen, Aussnahmen, Sonderregelungen kann man kein neues System auf die Füße stellen. Eine Totgeburt am ersten Tag.

Bleiben die NEOS. Sie haben das Potential Änderung anzustoßen. Ihr Problem ist aber nicht das fehlen eines Plans für Österreich.

Ihr Problem ist der Glauben der Bevölkerung, dass Veränderung nicht möglich ist.

Es reicht nicht, stimmige Vorschläge zu präsentieren. Es reicht nicht Programme zu präsentieren, die wissenschaftlich gestützt sind.

Es reicht nicht ein Ideal zu haben, wenn die Bevölkerung nicht glaubt, dass es das Ideal erreichen kann.

1 > 0

Der einzige Weg dieses Vertrauen, diesen Glauben wiederherzustellen ist klein anzufangen.

Es ist zwecklos für NEOS Steuerreformen zu fordern oder ganze Bildungssysteme auf den Kopf zu stellen.

Die Menschen werden nur sehen, dass NEOS daran scheitert es umzusetzen. Was in der öffentlichen Wahrnehmung bleibt sind „naive“ Zwischenrufe, ohne Chance auf Umsetzung.

Wenn NEOS sich aber auf die kleinen Erfolge konzentriert. Egal welche es auch sind und der Bevölkerung anschließend zeigt: „Schau her, wir konnten das verändern. Ein, wenn auch kleiner, Schritt näher in Richtung unseres Ideals.“

Dann wird die Bevölkerung irgendwann wieder Vertrauen finden und NEOS die Stimmkraft verleihen, die sie braucht um die großen Probleme zu lösen.

NEOS darf nicht die Kraft vergeuden alle Probleme sofort zu 100% lösen zu wollen. Aber immer in Auge behalten, dass 1 ist besser als 0 ist.

Dinge tun der Sachen wegen und nicht wegen des Geldes

2014 war ein Seuchenjahr. Alles ging schief. 2015 sollte anders werden. Ich habe die Fehler aus den letzten 365 Tagen gelernt und Änderungen vorgenommen.

Es hat auch gewirkt und es kommt deutlich mehr Geld durch die Tür als früher. Cool.

Doch gleichzeitig merke ich, wie alles an mir zerrt. Sobald das Thema Geld am Horizont auftaucht, falle ich sofort wieder in eine leichte Depression. So wie dieses Wochenende.

Meine Firma kam Ende April finanziell Richtung Null-Punkt. Etwas was ich nie wieder erleben wollte. Doch zum Unterschied zu letztem Jahr – jetzt ist es 100% nur temporär. Tatsache ist, ich weiß, dass ich in den nächsten 40 Tagen mehr Geld haben werde, als in den letzten 1 1/2 Jahren….

Alles dreht sich nur ums Geld.

Durch diesen Blog bin ich gezwungen immer wieder halt zu machen, ein paar Schritte zurück zu gehen, um einen Gesamteindruck zu bekommen.

Un mein Eindruck ist nicht gut. Alles, absolut alles dreht sich im Moment ums Geld und wenn sich alles nur ums Geld dreht, ist es nicht lustig. Man wird zu rational und tut nur noch Dinge, die Geld bringen.

Und wenn ich nur Dinge tue, die einen „Sinn“ haben, brenne ich aus. Das Leben kann nicht nur aus Arbeit bestehen.

Nachsatz: Ich habe nichts gegen Geld. Nur Geld hat keinen Wert für mich. Es ist ein Mittel zum Zweck. In allen Biografien, die ich gelesen habe, egal über welchen Menschen. Niemand hat/hatte Geld, schlicht um es anzuhäufen. Jeder sah es als ein Mittel, ein Werkzeug, um seine Ziele zu erreichen. Geld ist nur ein Konzept, auf das wir uns alle geeinigt haben. Ok, zurück zum Post…

In meinem letzten Post über Selbstverwirklichung sinnierte ich über die Dinge zu finden, die einen mehr geben, als nur Geld. Selbstverwirklichung zu finden ist hart – glaube ich zumindest.

Von einer Tätigkeit so leben zu können, wie man es auch möchte, ist hart. Die wenigsten schaffen es. Das bedeutet aber nicht, dass man diesen Traum gehen lassen muss.

Wir können die Vorteile von selbstverwirklichender (ist das ein Wort?!) Tätigkeit erleben und genießen, ohne es mit Geld zu versauen.

Und der einfachste Weg ist, Dinge zu tun, der Sache wegen und nicht wegen des Geldes.

Was meine ich damit? Jeder von uns braucht etwas, das er tut, ohne Hinblick auf Geld. Ein Hobby, eine Passion, eine Idee.

Wichtig ist, dass diese Tätigkeit etwas Schaffendes ist – also nicht nur konsumieren. Netflix ist kein Hobby. Computerspielen halte ich auch nicht für etwas Schaffendes. Wenn man das Spielen, als Youtube-Channel aufbaut bzw. über Twitch vielleicht schon.

Egal was, du selbst sollst ein Ergebnis sehen. Malen, schreiben, sticken, Musik, usw. egal was. UND es ist wichtig, dass du es tust, nicht obwohl sondern genau weil du kein Geld damit verdienst.

Sport zu betreiben, weil man fit sein will, ist auch keine geeignete „Sache“. Die Tätigkeit an sich muss für dich sinnstiftend sein.

Sinnlose Aktivitäten, geben Energie für sinnvolle Aktivitäten

Das Leben sollte sich nicht nur ums Geld verdienen drehen, aber wenn du nichts in deinem Leben hast, als Geld zu verdienen, dann wirst du nichts von deinem Leben haben.

Ich schreibe diese Zeilen weniger um dich zu belehren, sondern um mich selbst zu erinnern. Mein Leben darf sich nicht nur ums Geld drehen, weil sobald Geld „knapp“ wird, bricht mein ganzen Leben zusammen und DAS darf nicht sein.

Ich brauche (wieder) etwas, dass mir Energie gibt, auch dann weiterzumachen, wenn ich nicht mehr will. Etwas auf das ich mich freuen kann, wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme.

 

 

 

Post 2: Wenn Konsum jede Aktivität erstickt

Meine Interessen sind breit gestreut. Ich kann mich für verschiedene Methoden von Gesichtsrasuren für Männer interessieren, als auch für Lehrmethoden wie man einen Rückwärtsbogen einem 4-jährigen Mädchen beibringt.

Alles spannend.

Mein Problem ist, ich kenne kein Ende. Ich kippe richtig in Dinge hinein. Ich falle in ein schwarzes Loch und komme irgendwann in einer anderen Galaxie an.

In Kombination mündet meine Neugier mit meiner fehlenden Selbstkontrolle in der ultimativen Zeitvernichtung.

Du kannst gerne argumentieren, dass Neugier etwas Gutes ist. Ich würde dir auch nicht widersprechen. Ungerichtete Neugier bringt einem allerdings nichts.

Sie lenkt mich ab. Sie richtet meinen Blick weg von der Mauer, die eigentlich vor mir steht. Stattdessen laufe ich quer der Mauer entlang, ohne einen Schritt voran gemacht zu haben.

Ungerichtete Neugier ist die Illusion von Bewegung

Bewegung bedeutet für mich der Zug nach vorne. Ungerichtete Neugier ist das Gegenteil – Es ist nur eine Illusion von Bewegung und kommt Stillstand gleich.

Mein typischer Tag

Ich wache auf, weil mein Kind zu uns ins Bett kommt. Das passiert in der Regel zwischen 6:00 Uhr und 6:30 Uhr. Ich stehe nicht gleich auf, sondern surfe auf meinen iPhone bis 7 Uhr.

Zuerst checke ich die Überschriften zweier Tageszeitungen und überfliege vielleicht 2 bis 3 Artikel. Ich nehme mir selten die Zeit einen Artikel komplett zu lesen. Ein Überblick reicht.

Anschließend checke ich Facebook und Instagram. Keine Interaktion, keine Zeit.

Anschließend öffne ich Twitter. Mein Ersatz für RSS. Ich bin sehr restriktiv darüber wem ich folge. Mich interessieren nur die Links und Zitate von interessanten Menschen. Es gibt keine Konversation. Selbst tweete ich nicht.

Jeden Link, den ich spannend finde, lege ich in meine Apple-Leseliste für später.

Abschließend klicke ich auf Snapchat. Snapchat ist eine neue Video-Community. Der Gag ist die erzwungene Aufmerksamkeit, denn Videos können nur einmal für wenige Sekunden betrachtet werden. 

Auch hier folge ich nur ganz wenigen, eigentlich nur 3. Ich will schließlich fokussiert sein.

Bin ich mit all diesen Dingen durch, stehe ich auf, dusche mich, zieh mich an und mache Frühstück.

Nachdem mein Kind im Kindergarten ist, fahr ich in mein Büro und fang an zu arbeiten.

Das heißt ich mache einen Kaffee und check Youtube. Die nächsten 45 Minuten schaue ich die Videos meiner 10 Lieblings-Youtuber. Es kann aber auch 3 Stunden dauern, je nachdem ob sich ein schwarzes Loch auftut.

Ich argumentiere dieses Zeitinvestment damit, dass ich von diesen Storytellern, das Geschichtenerzählen lernen kann. Das scheint ja ein Ding zu sein, das Geschichtenerzählen.

Der Vormittag vergeht, Mittagessen und zum Verdauen checke ich das Internet. Vielleicht lese ich auch einen oder 2 Artikel aus meiner wachsenden Leseliste.

Oft stolpere ich über eine Taktik, die mich besonders interessiert. Ich plane sie demnächst in einem Projekt umzusetzen, doch dazu brauche ich noch weitere Informationen.

Irgendwann ist der Nachmittag vorbei und ich fahre nach Hause.

Ich verbinge Zeit mit der Familie, wir essen zu Abend und irgendwann liegt das Kind im Bett und schläft. Endlich Pause.

Ich versuche jeden zweiten Tag für zumindest 45 Minuten Laufen zu gehen. In Wahrheit wird es jeder 3 bis 4 Tag. Aber besser als nichts, oder?

Je nachdem ob ich Laufen war oder nicht, lege ich mich mit meinem iPad auf die Couch . Zuerst checke ich die Tageszeitungen, dann Social Media und anschließend Youtube.

Ich hetze mich durch meine Leseliste, um rechtzeitig fertig zu werden bis meine Freundin fragt, ob wir gemeinsam fernsehen.

Dann ziehen wir uns 2–3 Folgen einer Serie rein, entweder über Netflix oder gesaugt.

Meistens bin ich vorher nicht mit meiner Leseliste fertiggeworden, also liege ich im Dunkeln mit dem iPhone und versuche nachzukommen mit meinem Lesestoff.

Sollte ich nichts spannendes mehr zum Lesen finden, dann greife ich zu meinem Kindle.

Zwischen 24 Uhr und eins gehe ich schlafen.

…Es ist unerträglich meinen Tag so niederzuschreiben.

Konsum von Medien erstickt jede Aktivität

Lange Zeit fühlte ich mich von meinem Tag gehetzt. Ich hatte schließlich so viel zu tun. 2 Tageszeitungen, 302 Facebook-Freunde, 90 Instagramern, 3 Snapchatern und 10 Youtubern. Mehr als mein halber Tag ging verloren an Konsum von Medien.

Ich log mich ständig an. Ich mach das um mehr zu lernen. Um einen Wissensvorsprung zu haben. 

Du kennst die Wahrheit. Praktisch nichts von all dem was ich gelesen oder angesehen habe, habe ich in die Tat umgesetzt. Null.

Der Witz an der Sache ist, dass es sich als Arbeit anfühlte. Es gab aber keine Resultate, nur ein leeres Blatt Papier.

Eine radikale Konsum-Diät als Lösung?

Es konnte nicht so bleiben. Ich kann nicht den ganzen Tag damit verplempern und irgendwelchen Content von anderen konsumieren. Insbesondere dann, wenn der Konsum Überhand nahm und meine Bewegungsmöglichkeiten negativ beeinflusste.

Mir war es klar, ich musste etwas ändern.

Nachdem ich ein Mensch der Extreme bin, entschied ich mich für das andere Extrem. Kein Konsum mehr. Nichts. Null. Nada. Weniger, weil ich nie wieder Fernsehen wollte. Ich hatte auch nicht zum Ziel nie wieder Zeitung zu lesen.

Es ging ausschließlich darum meinen Geist zu neutralisieren. Ihn zu entschlacken. Genauso wie du es macht, wenn du dich zu Mittag komplett überfressen hast. Du entscheidest dich das Abendessen auszulassen.

Für einen Tag konsumierte ich keine Medien. Kein Facebook, keine Zeitungen, kein Youtube. Ich bin ohne Radio im Auto gesessen.

Zeit – Konsum = Kreation

An diesem einen Tagen konnte ich mehr umsetzen als in der letzten Woche zusammen. Unabhängig ob ich tatsächlich mehr umsetzen konnte als die ganze Woche. Es hat sich so angefühlt.

Ich bin mehrere Schritte nach vorne gegangen und das ist das einzige, das zählt.

Das Beitragsbild ist von Samuel Engel